Evangelisches Dekanat besucht JVA Landshut.
Häftling „Mane“ schreibt nach seiner Entlassung auf dem Bewertungsportal „prisons.eu“: „Sehr hilfsbereite Pastorin“. Damit ist Anne Loreck-Schwab gemeint. Sie ist evangelische Seelsorgerin in der JVA Landshut. Und 25 Vertreterinnen und Vertreter des evangelischen Dekanats Landshut durften jetzt ins Gefängnis, um einen Einblick in die Arbeit der „Pastorin“ zu gewinnen.
An der Pforte müssen elektronische Hilfsmittel aller Art und Fahrzeugschlüssel abgegeben werden. Bereits nach einer Stunde kommen Entzugserscheinungen auf. Ein Alltag ohne Smartphone, ohne digitale Kommunikation? Unvorstellbar. Für die Gefangenen Gewohnheit, oft jahrelang. Das einzige, was sie mieten können, ist ein Fernseher. Nicht nur während der Fußball-WM eine willkommene Abwechslung.
Pfarrerin Loreck-Schwab ist dankbar für den Andachtsraum, der von allen Religionen genutzt werden kann. Er ist so konzipiert, dass man beim Eingang auf eine blaue Wand stößt, an der man sich entscheiden muss, rechts oder links abzubiegen. Wie im richtigen Leben. Und betritt man dann den Andachtsraum, muss man sich umdrehen, um vor dem Kreuz zu stehen. Umkehr. Im Gefängnis das Ziel der Haft.
Überhaupt ist die JVA Landshut ganz auf Resozialisierung ausgerichtet, wie Anstaltsleiter Andreas Stoiber betont. „Deshalb arbeiten hier nicht nur Bedienstete des allgemeinen Vollzugsdienstes, sondern auch ein Lehrer, Seelsorger, Handwerksmeister oder Psychologen“, erklärt Stoiber Mit seiner ruhigen und besonnenen Art verkörpert er das humanitäre Klima der JVA.
Keiner der Bediensteten trägt eine Waffe bei sich, lediglich ein spezielles Handy dient der Sicherheit und Vernetzung untereinander. „Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus“, begründet Markus Kronawitter, Leiter des Allgemeinen Vollzugsdienstes, die ungewöhnliche Ausrüstung. Vieles sei auf wertschätzende Kommunikation ausgerichtet. Deshalb ist auch der Begriff „Gefängniswärter“ unpassend. Kronawitter ist Vorgesetzter von 162 Bediensteten des allgemeinen Vollzugsdienstes.
Anstaltsleiter Stoiber und sein Team haben mit ihrem Auftreten Erfolg. „Es gibt äußerst selten Übergriffe von Inhaftierten“, betont Stoiber.
Überhaupt vermittelt die Justizvollzugsanstalt eher den Eindruck einer Jugendtagungstätte. Einzig die dicken Sicherheitstüren und Überwachungskameras erinnern daran, dass es sich um einen Hochsicherheitstrakt handelt.
Beim Bau der JVA, die am südöstlichen Stadtrand Landshuts gelegen ist, konnten die Bediensteten beratend zur Seite stehen. „Das Gebäude wurde ganz nach unseren Vorstellungen errichtet und erleichtert uns die Arbeit“, lobt Markus Kronawitter. Denn die Einsatzzeiten der Bediensteten sind eine Herausforderung. Immerhin müssen sie rund um die Uhr, sieben Tage die Woche, da sein. Wenn ein Familienvater oder eine Familienmutter am Heiligen Abend Dienst hat, kann das ziemlich frustrierend sein.
Emotional belastend ist die Weihnachtszeit natürlich auch für die Inhaftierten. Die Sehnsucht nach daheim ist für viele zu keiner Zeit des Jahres größer. Hier ein wenig Halt zu geben ist Aufgabe von Pfarrerin Loreck-Schwab. Und wie Ex-Häftling „Mane“ loben auch die Vollzugsbeamten die Arbeit der Seelsorgerin. „Sie wird uns sehr fehlen, wenn sie nächstes Jahr in Pension geht.“
Dekanin Dr. Nina Lubomierski zeigte sich vom „Innenleben der JVA“ beeindruckt. „Hier wird ein moderner Ansatz zur Wiedereingliederung von Inhaftierten in die Gesellschaft verfolgt. Unser Dekanat wird immer mithelfen und dies unterstützen, wenn es gewünscht wird.“