Die „Stechblume“ im Gemeindebau…

Daweke
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Leuchten lassen liebt sie. Selbst im Licht stehen, ist nicht so ihr Ding. Roswitha Daweke ist erkennbar evangelisch, stolz auf ihre Landshuter Erlöserkirche und kümmert sich fürsorglich um die ältere Generation. Oder wie es Pfarrer Lorenz von Campenhausen würdigt: „Frau Daweke packt an, ohne viel Federlesens zu machen!“ Für ihr Engagement wird die treue Mitarbeiterin jetzt von ihrer Gemeinde am Helfertag, den 23.April, besonders gewürdigt. „Seit 53 Jahren begeistert Frau Daweke durch ihre menschliche und verbindende Art unsere Gemeinde“, lobt Hans Bloos, Vertrauensmann der Erlöserkirche, der die Auszeichnung der tatkräftigen Frau angestoßen hat. 

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 Roswitha Daweke vor der Erlöserkirche Landshut


Dabei hat 1970 alles urkomisch angefangen“, wie sich Roswitha Daweke erinnert. Wer von ihrem Traugespräch hört, weiß: „Speeddating“ geht anders. Roswitha und ihr Ehemann Erich sitzen 1970 Pfarrer Dieter Strecker gegenüber, als dieser davon spricht, eine Sekretärin fürs Pfarramt zu suchen. Roswitha Daweke nimmt die Stelle an und heiratet neben ihrem Mann eine Gemeinde. Als 2006 der Ruhestand Büro und Roswitha scheidet, kümmert sie sich weiter ehrenamtlich um „ihre“ Erlöserkirche in Landshut.
„Damals musste ich bei Traugesprächen ins Wohnzimmer von Pfarrer Strecker ausweichen, weil unser Büro so klein war“, erzählt die ehemalige Pfarramtssekretärin und schmunzelt dabei. „Außer einer Schreibmaschine und einem Notizblock hatte ich nichts“, betont sie.

Bis 1970 wurden in der Erlöserkirche keine Kirchenbücher geführt. Als Sie ihren Dienst als Pfarrsekretärin antrat, kamen die Kirchenbücher von der Christuskirche in die Erlöserkirche. Dafür wurde extra ein großer Bücherschrank angeschafft.
Den ersten Computer bediente Roswitha Daweke 1984, als Pfarrer Werner Fritz ihr Dienstvorgesetzter war. „Herr Fritz war ein sehr beliebter Pfarrer mit Bodenhaftung“, lobt Bürokraft Daweke, „nur am Computer kannte er sich nicht aus. Die ersten Schritte musste ich ihm beibringen“.

Mit ihren dritten Pfarrer, Dr. Matthias Flotow, arbeitete Roswitha Daweke noch bis 2006 zusammen. Dann ging sie als Sekretärin in den Ruhestand und startete im Kirchenvorstand einen Neuanfang. Sechs Jahre arbeitete sie im Führungsgremium der Erlöserkirche mit. Danach galt ihre Fürsorge den Alten in der Gemeinde. Beim gemeinsamen wöchentlichen „Mittagstisch“, im Seniorenkreis und bei der „Tafel“ kümmert sich die rüstige Roswitha bis heute um das Wohl ihrer Mitmenschen.

Es ist die Geschichte einer außergewöhnlichen Sekretärin, die den Veränderungsprozess der Kirche hauptamtlich über mehrere Generationen miterlebt hat und heute ehrenamtlich in ihrer Gemeinde mithilft, wo sie kann. „Damals konnte ich als Sekretärin während der Arbeitszeit mit dem Pfarrer noch Tischtennis spielen. Das wäre heute unvorstellbar“, hebt Roswitha Daweke hervor. Für menschliche Begegnungen bleibe heute immer weniger Zeit. Trotzdem will sie ihrer Kirche Mut machen. „Nicht immer nur jammern, sondern anpacken“, ist ihre Devise. „Vor dir ist Freude die Fülle und Wonne zu deiner Rechten ewiglich“, steht in Psalm 16. Es ist ihr Konfirmationsspruch. Und Lebensmotto. „Ich habe als Kind meine Eltern verloren. Mein Mann starb 2010, mein Glauben hat mir immer Halt gegeben“, bekennt die gebürtige Posnerin.


Wenn Roswitha Daweke im Mai 80 Jahre alt wird, werden ihr viele aus der Erlösergemeinde gratulieren. Denn die engagierte Kirchen-Frau ist wie ein „Archiv auf zwei Beinen“, hebt Religionspädagogin Monika Haberl hervor. „Frau Daweke kennt beinahe jeden in unserer Gemeinde. Sie ist ein kostbarer Schatz!“, schwärmt Haberl.
Roswitha Daweke selbst will mit ihrer Tatkraft noch lange ihre Erlöserkirche leuchten lassen, ohne selbst im Mittelpunkt zu stehen. Deshalb liebt sie auch Max Raabe und das Lied vom „kleinen grünen Kaktus“, mit dem er 1992 seine Karriere begann. Warum sollte man sich auch viele und teure Pflanzen zulegen, wo man doch mit einem Kaktus mehr als zufrieden sein kann. Roswitha Daweke ist kein Kaktus. Aber eine Art „Stechblume“ im Gemeindebau, die andere anpickst, um in der Kirche mitzumachen.


Titelbild: Beim gemütlichen Kaffeeplausch (von li.): Pfarrer Lorenz von Campenhausen, Roswitha Daweke, Vertrauensmann Hans Bloos und Religionspädagogin Monika Haberl


Text und Bilder von Thomas Klenner