Wenn Hoffnung sich leise anschleicht
Die Menschen reißen Zweige von den Bäumen, legen ihre Kleider auf den staubigen Weg – und jubeln: „Hosianna dem Sohn Davids!“
So schildern die Erzählungen der Bibel den Einzug Jesu in Jerusalem.
Palmsonntag beginnt nicht leise. Er beginnt mit Hoffnung. Mit Sehnsucht.
Jesus kommt nicht mit Macht und Pomp, wie man es von Königen kennt und erwartet.
Er kommt auf einem Esel – mitten unter den Menschen. Friedlich. Nahbar. Und doch voller Würde.
Ein König, der nicht mit Waffen kämpft, sondern mit Liebe. Der das Kreuz nicht scheut. Und der gerade darin zum Retter wird.
„Der Menschensohn muss erhöht werden, auf dass alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.“ (Johannes 3,14b–15)
Palmsonntag führt uns in eine Grenzzeit.
Es gibt Momente im Leben, in denen ist nichts, wie es scheint:
Ein fröhliches Gesicht verbirgt tiefe Trauer.
Wer Härte zeigt, kann barmherzig sein.
Und hinter einer scheinbar düsteren Zukunft, verbirgt sich eine neue Chance.
Grenzmomente – unsicher, vage, oft nur im Rückblick verständlich. Auch der Palmsonntag ist so ein Moment:
Die Hände, die eben noch Palmzweige schwingen, sind schon zu Fäusten geballt.
Das „Hosianna“ wird zum „Kreuzige ihn!“.
Und doch: Es ist der Weg ins Dunkel, der ins Licht führt.
Im Geschlagenen, im Verachteten war Gott ganz nah.
Nur wenige erkannten das – wie die Frau, die den Todgeweihten wie einen König salbte.
Palmsonntag lädt uns ein, still zu werden, Zeichen zu deuten. Den Weg Jesu mitzugehen – ganz bewusst. Vielleicht mit einem kleinen Ritual: ein grüner Zweig auf dem Tisch. Eine Kerze. Ein Gebet:
„Herr Jesus Christus,
du bist eingezogen in Jerusalem –
nicht auf einem stolzen Pferd,
sondern auf einem Esel,
mitten unter den Menschen.
Du hast das „Hosianna“ gehört –
und bist doch dem Kreuz nicht ausgewichen.
So komm auch zu mir, leise und doch kraftvoll.
Zieh ein in mein Herz mit deinem Frieden.
Ich bringe dir, was mich freut,
und was mir schwerfällt.
Hilf mir, dir zu vertrauen –
auch wenn der Weg durch Dunkel führt.
Bleib bei mir in dieser Woche.
Lass mich deinen Weg mitgehen,
und mich verwandeln durch deine Liebe.
Amen.
Wer möchte, kann Palmsonntag auch mit einer kurzen Meditation beginnen:
Stell Dir die Szene vor: Menschen jubeln, voller Hoffnung.
Jesus kommt. Nicht mit Pomp, sondern mit Frieden.
Was würdest du ihm entgegenhalten?
Einen grünen Zweig – als Zeichen deiner Sehnsucht?
Eine Last, die du nicht mehr allein tragen willst?
Spür den Wind auf deinem Gesicht, hör den Jubel.
Und wisse: Der Friedenskönig kommt auch zu dir.
Mit dem Palmsonntag beginnt die Karwoche – eine Woche voller Gegensätze, voller Tiefe und voller Liebe. Vielleicht wird sie auch für Dich zu einem besonderen Weg.
Ihr Diakonin Veronika Eicher,